Restauration Ovation Breadwinner 2
Reparaturen an der Elektrik:
Schon beim ersten Ausprobieren hatte ich ja festgestellt, dass die Klanreglung extreme Rumpel- und Knackgeräusche machte.
So musste ich annehmen, dass entweder die Potentiometer oder die Stromversorgung nicht in Ordnung waren.
- Also trennte ich als Erstes die Aktiv-Klanreglung vom Schlagbrett.
- Um die Elektrik ohne Gitarre testen zu können und um die Stromzufuhr als Fehlerquelle auszuschließen, mussten erst einmal zwei neue Kabel für die zwei 9V-Baterien angelötet werden. Die alten hatten blanke Stellen und die Klipse hielten auch nicht mehr so richtig.
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Jetzt konnte die Klangregelung an den Verstärker angeschlossen werden.
Beim Test stellte sich jedoch heraus, dass das Rumpeln nicht vom Netzkabel sondern vom Tonpotentiometer kam. - Ich sprühte vorerst zum Reinigen etwas Kontakt-Spray in das Poti, doch das Knacken und die Aussetzer wurden immer schlimmer.
- Nun musste das Potentiometer ausgelötet und in seine Einzelteile zerlegt werden.
Schon bei der Besichtigung der Elektronik sah man, dass das Tonpoti keine normale Bauart besaß. Es handelte sich hierbei um ein Tandem- (oder Stereo) Poti von CTS mit 180° verderhten Anschlüssen für die Printmontage auf Leiterplatten.
Nach dem Zerlegen musste ich dann feststellen, dass sich die Kohlebeschichtung in kleinen Stücken von der Pertinax-Schleifer-Platte vollständig gelöst hatte.
Nun war auch kein Ausmessen des Widerstandwertes mehr möglich - also nach der Seriennummer bei CTS im Internet und nach einem Schaltplan für Ovation gegoogelt. Wer die Schaltpläne benötigt, kann diese auf meiner Downloadseite herunterladen.
Ich fand dann im Internet 6 verschiedene Schaltungen von Ovationmodellen für Aktivklangreglungen aber kein passendes Poti.
Es musste also der passende Schaltplan zu meinem Modell herausgefunden werden.
Die Spezifikation des Ton-Potentiometers für die Ovation Breadwinner 1205
- Hersteller: CTS
- Bauart: Tandem, 23mm Durchmesser, 180° gedrehte Anschlüsse, printabel
- Widerstand A (oben): 750 kOhm linear
- Widerstand B (unten) 250 kOhm logarythmisch
Da ich bei keinem Elektrovertrieb ein passendes Tandem-Potentiometer erwerben konnte, entschloss ich mich, Einzelpotis zu besorgen.
Diese wollte ich dann Auseinandernehmen und die einzelnen Schleiferbahnen in das originale Tandem-Poti montieren.
Das hieß aber auch, dass ich genau die selbe CTS-Bauart bekomme, damit diese dann auch in das alte passen.
Hier war das nächste Problem schon gegeben.
Ein 250 kOhm log. war zu beschaffen aber das 750er sollte es einfach nicht in Deutschland geben.
Zwar hatte ich in den USA verschiedene Firmen gefunden, die das passende handelten aber keiner wollte mir "nur" Eins nach Deutschland senden.
So musste ich einen Freund der heute in der USA lebt bitten, mir solch ein Poti zu besorgen. Glücklicherweise lag dann 14 Tage später das so sehr gesuchte Teil bei mir im Briefkasten. Nochmals an dieser Stelle - vielen Dank Jens für deinen schnellen Einsatz.
Nun konnten die neuen Schleiferbahnen in das alte Potentiometer montiert werden - sie passten super - die Achsen gefettet und das Ganze zusammengebaut.. Zwar waren die beiden Potis nicht für die Printmontage geeignet aber für das Problem konnte man ja einfach "Beinchen" anlöten (siehe Bild).
Nun noch das rekonstruierte Poti auf den dünnen Stiften im passenden Abstand auf die Leiterplatte gelötet - fertig.
Im selben Atemzug nahm ich natürlich auch das Volumen-Poti auseinander - das war technisch in Ordnung - reinigte und fettete es aber, damit ich später mit diesem keine Probleme bekomme.
Der Test am AMP war jetzt positiv - kein Rauschen oder Knacken - einfach top.
Als ich aber so beim Ausprobieren bin, fällt mir ein silbernes Teil auf den Teppich - es war der Kipphebel von einem Microswitch.
Durch das Schalten des Switches im ausgebauten Zustand, war die Achse für den Kipphebel herausgefallen. Im eingebauten Zustand sperrt die 7mm Mutter des Schalters die Achse gegen Herausrutschen.
Nun ging die Suche nach der Achse los. Was ich fand war aber keine normale Achse - nein - es war eine kleine Buchse mit einem Durchmesser von 2.6 mm. Gefunden habe ich nur eine Buchse aber für die Funktion des Schalters waren zwei Teile nötig - und die zweite Buchse war einfach weg.
Das Teil konnte überall liegen, in der Werkstatt , auf dem Weg in die Wohnung oder im Musikzimmer - das Suchen und Finden erschien mir aussichtslos.
Beim genaueren Betrachten mit der Lupe sah ich, dass die Buchse auch noch auf 1,8 mm abgesetzt war und einen gerändelten / geriffelten Bund fürs Einpressen und den besseren Halt besaß. Zum Erstaunen war auch noch ein Loch von 1mm in der Mitte der Buchse - dessen Sinn mir später bei der Montage dann auch einleuchtete. Das Loch benötigte man, um die beiden Buchsen auf eine Presszange zu steckken (zum Halten).
Bei der Suche nach einem geeigneten Ersatz erging es mir allerdings genauso wie mit dem Poti - so blieb die Gitarre halt wieder ein paar Tage in der Ecke, bis ich irgendwann beim Üben etwas silbernes im Teppich blinken sah. Ich wollte es aufheben, doch das Teil schippte mir aus den Fingern.
Nun holte ich den Staubsauger, zog einen Nylonstrumpf über das Ansaugrohr und tastete damit den Teppich ab. Tatsächlich fand ich die zweite Buchse.
Ich versuchte den Schalter im eingebauten Zustand zu reparieren, es gelang mir nicht. So lötete ich ihn aus und nahm ihn auseinander.
Im ausgebauten, zerlegten Zustand war es dann möglich, diesen wieder zu komplettieren Allerdings zur Montage benötigte ich noch das oben erwähnte Spezialwerkzeug - eine Presszange, auf die ich die Buchsen stecken und damit einpressen konnte.
Ich nahm mir eine spitze Segeringzange, feilte die spitzen Enden auf 1mm ab, sodas die Buchsen darauf hielten und bog sie rechtwinklig nach Innen um.
So konnte ich nun die Buchsen mit einem Tropfen Sekundenkleber in das Schaltergehäuse pressen. - danach Schalter einlöten und testen.
Fazit:
Der Preis für die Reparatur war gering - gerade mal 15,- € für die benötigten Potis aber alleine der Zeitaufwand lag bei ca. 25 Stunden.
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