Fleischmann 120/4 Vergleich
Zwei Fleichmann-Dampfmaschinen 120/4 aus unterschiedlichen Baujahren
Hier möchte ich zwei 120/4-Dampfmaschinen vorstellen, die vom selben Typ sind, sich aber in ihrer Bauart erheblich unterscheiden. In der nachfolgenden Tabelle liste ich die Unterschiede der Maschinen auf, um bei Käufen reell das Baujahr einschätzen zu können.
Der Vergleich:
Fleichmann-Dampfmaschine 120/ 4 vor 1950 | Fleichmann-Dampfmaschine 120/ 4 von 1958 |
Quelle: www.ventix-pages.de |
Quelle: www.ventix-pages.de |
Die Grundplatte: |
Die Grundplatte: |
Das Kesselhaus (Rechaud): Bis ca. 1952 besitzt das Rechaud außen eine glatte Gehäuseform mit drei Lufthutzen rechts und links. Unterschied - bei den Varianten vor 1950 sind innerhalb des Kesselhauses 2 Wärmeleitbleche so angebracht, dass sie das Verbrennen der Farbe größtenteils verhinderten. |
Das Kesselhaus (Rechaud): Ab ca. 1952 besitzt das Rechaud außen eine geänderte Form. Das Kesselhaus und der Schornsteinsockel haben nun eine schwarz lackierte Ziegelprägung. Rechts und Links am Kesselhaus befinden sich zwei ovale Lüftungslöcher, die mit vernickelten oder blanken Messing-Zierösen eingefasst sind. |
Der Kessel: Bis ca. 1952 besitzen die Kessel der 120/4 keine Brünierung - mir sind jedenfalls keine bekannt. Der Kessel besitzt 3 Gewinde-Bohrungen, ein Wasserstandsglas, hat einen Ø von 53mm und ist ca. 130mm lang (identisch auch mit 125/2). |
Der Kessel: Nach 1952 besitzen die Kessel teilweise eine Brünierung - aber es gibt auch blank polierte Modelle. Der Kessel besitzt wie bei dem Vorgänger 3 Gewinde-Bohrungen, die Bohrung für die Dampfleitung hat nun ein Gewinde von 4,5mm Ø. |
Der Aggregatsockel:
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Der Aggregatsockel:
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Das Schwungrad:
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Das Schwungrad:
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Kamine für Fleischmann 120/4:
Länge inkl. Krone ca. 147mm
Die Herstellungsdaten von links nach rechts
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Der Antrieb / Kolben & Zylinder: Zylinder: Auf Grund des Rohstoffmangels, stellte man in der Zeit des II. WK den Zylinderblock für den (oszillierenden) Schwing-Zylinder aus Druckguss her. Das war meiner Meinung nach nicht der schlechteste Kompromiss, da ein Gusszylinder doch einige Vorteile aufzuweisen hat. Warum das für die Späteren Modelle nicht beibehalten wurde? - auch ein Gießverfahren ist teuer und die Bohrung musste handarbeitlich nachgearbeitet werden. Kolben und Pleuelstange: Unten die Antriebseinheit für den Schwingzylinder vor 1952. - der Kolben hat einen Ø von 8,7mm - das Pleuel ist ca. 3mm länger - das Pleuelauge hat einen Ø außen von ca. 8,0mm - die Kurbelscheibe hier ist aus Messing - alles hat gute Passform ohne Spiel |
Der Antrieb / Kolben & Zylinder: Zylinder: Nach dem II. WK stellte man den Zylinderblock für den (oszillierenden) Schwing-Zylinder wieder aus Messing her. Wenn man in die Zylinderwandung schaut, sieht man den Nachteil - der Kolben verschafft sich erhebliches Spiel, wenn man nicht vor jedem Betrieb richtig ölt - einen Dampfstrahlöler gibt es ja bei diesem Modell nicht. Kolben und Pleuelstange: Oben die Antriebseinheit für den Schwingzylinder nach 1952. - der Kolben hat einen Ø von 8,3mm mit Dichtnut - das Pleuel ist vernickelt und ca. 3mm kürzer - das Pleuelauge hat einen Ø außen von ca. 7,5mm - die massive Kurbelscheibe hier ist aus Guss - aber alles mit sehr viel Spiel - klaper-die-papper |
Das Wasserstandsglas:
Dichtungen 8mm x 3mm x 2,5mm dick ohne Dichtungsmasse |
Das Wasserstandsglas:
Dichtungen 8mm x 3mm x 2,5mm dick mit Dichtungsmasse |
Die Domdampfpfeife (ohne Glocken):
Links die Dampfpfeife von Doll / Fleischmann vor 1952:
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Die Domdampfpfeife (ohne Glocken):
Rechts die Dampfpfeife von Fleischmann nach 1952:
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Das Sicherheitsventil:
Links das alte Sicherheitsventil, zart wirkend gedrehte Ausführung in Messing poliert mit kurzer Einstell-Rändelmutter ohne Fixierprägung, Kessel-Anschlussgewinde M6 x 0,75. |
Das Sicherheitsventil:
Rechts das neue Sicherheitsventil, stabil wirkend Ausführung in Messing vernickelt mit zwei Stück gekonterten Einstell-Rändelmuttern, Kessel-Anschlussgewinde M6 x 0,75. |
3 Fleischmann Dampf-Maschinen 120/4 mit unterschiedlichen Baujahren (Differenz max 10 Jahre) | Hier ein paar Bilderbeispiele, wie man das Baujahr trotz schlechter Internetbilder bestimmen kann. |
Details Baujahr ca. 1949:
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Details Baujahr zwischen 1949 und 1952:
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Details Baujahr ca. 1958:
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Fazit:
Wie man sieht, gibt es doch einige Feinheiten, die man zur Datierung einer 120/4-Dampfmaschine erkennen kann. Schwierig ist es beim Internetkauf, wenn nur kleine Bilder angeboten werden. Auch werden "verbastelte" Teile als alte Maschinen deklariert. So habe ich bei Eb@y eine 120/4 gesehen, die sah aus wie eine alte vor 1955. Erst beim genauen hinsehen erkannte man, hier waren nur die Doll-typischen Lagerböcke von einem älteren Modell aufgebracht, der Rest war neueren Baujahres - ja - sogar der Zylinder war mattschwarz (als Gußteil) getarnt - so wird unlauter Geld gemacht. Schlimm ist, dass diese Sachen unter Ausschluß der Gewährleistung als "Privat" angeboten werden. Wenn man dann auf die Bewertungsliste schaut, hat derjenige schon über 5000 Bewertungen als Verkäufer erhalten - wie wohl das mit dem Finanzamt geregelt ist???
Ärgerlich - aber nicht zu Ändern - ist auch eine neue Geschäftsidee, die manche Leute über Eb@y realisieren, in dem sie relativ gut erhaltene Maschine ersteigern, diese zerlegen und die Einzelteile dann für "Sofortkauf" sündhaft teuer anbieten. Ich speicher mir immer wieder Bilder von Dampfmaschinen-Auktionen ab und finde dann genau dies oder das Einzelteil in einem Shop wieder. Hiermit gehen teilweise Dampfmaschinen verlohren, die sonst bei jemanden sicher ein schönes Plätzchen in der Schrankwand oder Glasvitriene gefunden hätte.
Demnächst stelle ich die Restauration meiner (echt-) alten Fleischmann 120/4 von 1948 vor. Bis dahin muss aber erst noch das Aggregat der 125/2 fertiggestellt werden - bis dahin - schaut halt wieder rein.