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Kippvorrichtung für den GX35 Seitenborder

Bau eines Faltboot Seitenborders mit HONDA GX35 4-takt Motor 2014

Der Bau einer Kippvorrichtung für den Seitenbordmotor an das Faltboot:

Vorab-Überlegungen:
EFFZETT Junior S 101 HalterungWie schon erwähnt, habe ich mir alle Möglichkeiten zum Bau einer geeigneten Motorhalterung auf den verschiedensten Internetseiten angeschaut. Aber keine der gesehenen Beispiele ergeben für mich eine Lösung meines Problems. Alle älteren Seitenborder besitzen zum großen Teil ein durchgehendes Rohr von einer zur anderen Süllrandleiste, um den Motor auf dem labilen Faltboot und dem Boot selbst die richtige Stabilität zu verleihen. Viele Heimwerker ersetzen die Halterung ganz und gar nur durch zwei Leisten, die auf den Süllrand geschraubt werden und da dran hängt dann der geklemmte Außenbordmotor.
Bei J. Krahwinkel in Lahnstein wird dies zwar schon durch Alu-Teile mit drehbarer Zahnscheibe ersetzt und hinter die hintere Lehne montiert aber ich habe hinter der Lehne gerademal 2cm Platz und nach vorne möchte ich diese nicht versetzen - dann kann ich mir ja gleich die Ohren mit den Knien zuhalten. Auch die Lösung hinter der Vorderlehne mit meinen KFZ- Relingverschlüssen (wie bei  Ausleger für Trimaran beschrieben) habe ich in Erwägung gezogen. Dann müsste die Steuerpinne nach hinten zeigen und man muss, wenn man Paddeln will erst den störenden Motor demontieren. Eine Schwenkhalterung für den Honda-Außenbordmotor, wie auf der Faltbootbasteln-Seite dargestellt, ist klug durchdacht aber sehr aufwendig zu Bauen, hat sicher auch sein Gewicht und passt nicht auf meinen Kleinen. Hier, an dieser Stelle bedauere ich manchmal, das ich "nur" einen Kolibri 3 und 4 besitze. Die größeren RZ-85 haben einfach, durch ihre Größe bedingt, mehr Möglichkeiten, einen Bootsmotor am Heck zu montieren. Also muss etwas Passendes, eine simple Lösung für meine Kolibri`s ersonnen werden.

Halterung für TümmlerseitenborderWas soll es werden?

  • Auf jeden Fall muss der Seitenborder eine Möglichkeit zur Änderung der Neigung erhalten. Hiermit wird der Vortrieb, die Kränkung, der Auftrieb und der Tiefgang des gesamten Bootes beeinflusst - gegeben durch die Schiffschraube.
  • Die Halterung muss so gestaltet sein, dass keine Änderungen am Boot selbst notwendig sind und auf den meisten Faltboot- Typen (auch RZ-85) verwendet werden kann.
  • Eine leichte schnelle Demontage des Außenborders mit wenigen Handgriffen muss möglich sein.
  • Die gesamte Kippvorrichtung muss leicht sein und am Boot bei demontierten Motor verbleiben könn.
  • Das Anbringen am Faltboot sollte für jeden simpel und in kurzer Zeit machbar sein.
  • Die Vorrichtung muss so verwindungssteif sein, dass das Faltboot und die Bootshaut nicht so sehr belastet werden und Formstabil bleiben.

Das sind schon Vorgaben, die ich mir selber stelle, wo ich noch nicht so richtig weis, wo es hingeht - aber lieber lange Geplant als lange Geärgert und beim Basteln ist ja Bekanntlich auch der Weg das Ziel. Die beste Lösung nach meinem Ermessen wäre ein federbelastetes Trapez (Panthograph) wie die Stromabnehmer bei einer E-Lok. Diese könnten sich zwischen die Süllrandleisten und den Waschbordleisten klemmen und würden das gesamte Boot (wie auch die Spanten) stabilisieren. Die Tangenten des Trapezes müssten aus leichtem Alu-Vierkant und für die verschiedenen Bootstypen in der Länge verstellbar gestaltet sein, damit die Halterung auch immer waagerecht zum Wasserspiegel steht. Das wäre wohl die stabilste Variante aber für die Herstellung passend auf alle Modelle viel zu aufwendig. Weil diese Bastelseite aber zum Nachbauen anregen soll, muss ich eine einfachere Lösung finden.
Das Haupttragrohr für die Kippvorrichtung:
Das Wochenende ist vorbei und ich habe mir nochmals Gedanken gemacht bis der Kopf qualmte und für mich entschieden - simpel ist immer das Beste - und das Rad muss nicht neu erfunden werden. Also eine Kombination aus altbewährten und neuen Ideen.
Altbewährt ist die durchgehende Klemmverbindung mittels Rohr oder Vierkant, die auf den Süllrandleisten (wie Bild oben) befestigt wird und auch dem Faltboot die nötige Stabilität verleiht. Damit die Querstrebe - die ja über das ganze Boot hinweggeht - nicht stört, müsste diese entweder direkt hinter der Lehne des Vorder- bzw. Hintersitzes angebracht werden. Hinter der Vorderlehne ist mir die Bedienbarkeit des Seitenborders doch recht umständlich. Die Anreißleine wäre fast unerreichbar und beim Betanken hantiert man am Rücken des Vordermanns herum - also keine gute Lösung. Ein Zurückrücken in Richtung Kniebereich (auf dem Bild der rosa Schaumgummi) würde bei meinem Kolibri das Ein- und Aussteigen enorm erschweren und im Fall einer Kenterung, würde man wohl schwerlich aus dem Boot kommen. Beim Pouch RZ 85 und Klepper wäre da etwas mehr Platz, da die Länge des gesamten Faltbootes und somit der Sitzabstand doch entschieden größer ist als bei meinem Kolibri.
KFZ RelingträgerWeil zwischen der hinteren Lehne und dem Bumerang beim Kolibri III & IV aber kein Platz ist habe ich mir gedacht, das Querrohr gleich als Lehnenbefestigung mitzunutzen. Die originale Faltbootlehne, die in beide Süllrandleisten ja nur mit zwei 6mm Bolzen gesteckt ist, wird weggelassen und an dieser Stelle wird auf dem Trägerohr eine neue schwenkbare Lehne aus PU-Schaum angebracht - fertig. Beim RZ-85 kann die Lehne am Tragrohr wegfallen, da hinter der Rückenlehne genügen Platz für die Trägerrohrmontage zur Verfügung steht. Das Bild rechts zeigt deutlich, wie knapp der Platz der Hintermann-"Luke" von der vorderen bis zur hinteren Lehne bemessen ist. So weit alles ganz traditionell - wie bei den herkömmlichen Kippvorrichtungen der alten Seitenborder.
Als Novum kommt nun meine - schon bei meinem Trimaran (Bild rechts) bewährte - KFZ-Reling-Schnapp-Befestigung zum Einsatz. Bei den herkömmlichen Befestigungen mit Klemmschrauben wird die Süllrandleiste verdreht. Beim Kolibri ist die nämlich nicht waagerecht sondern nach Außen leicht geneigt angebracht. Zweitens muss man höllisch aufpassen, dass der Oberdecksoff der Bootshaut beim Klemmen nicht beschädigt wird. Die KFZ-Relingträgerkonstruktion hingegen hat Gummiauflagen, die nur die Kanten der Süllrandleiste klemmen und so den Winkel ausgleichen. Die Stabilität ensteht durch die auseinandergeschobenen Klemmverschlüsse, die das [] Tragrohr auf der geklemmten Position mittig fixieren. Die Belastbarkeit der Relingverschlüsse ist enorm - dass was 60kg-Fahrräder auf einem KFZ bei 130km/h oder meine jahrelang bewährten Trimaranschwimmer zuverlässig hält, ist allemal ausreichend für einen Seitenbordmotor mit 80-100lbs Schubkraft - und nebenbei - man kann diese sogar abschließen. Auch ist durch die freie Verschiebbarkeit der Klemmen und durch die Wahl unterschiedlich langer Tragrohre die Bootsbreite absolut uninteressant und die Aufnahme für den Seitenborder (seitlicher Überstand) frei Einstellbar. Um die Verdrehbarkeit des Trägerohres noch zu stabilisieren, wird an der Motorseite mittels Verstellschraube am Schnappverschluss, zusätzlich eine schwenkbare Alu-Strebe (ca. 15cm) befestigt, die nach vorne geschwenkt, am Süllrand von innen an diesen geklemmt werden kann. Diese Lösung ist superleicht, simpel und billig, die 2 Relingträger kosten ca. 25,-€, die Umarbeitung für das passende Trägerrohr ist einfach zu bewekstelligen und ganz Wichtig, der Träger ist in einer Minute bombenfest anmontiert.
Als Option eine Schwenkeinrichtung:
Optional ziehe ich in Betracht, zwischen Motor und Höhenverstellung (Zahnscheibe) am Querhauptrohr, eine Klappvorrichtung (Gelenk/Schanier) zu bauen. Diese müsste dann so gestaltet sein, dass die drehbare Halterung, auf der der Motor festgeschraubt ist, 90° nach innen Richtung Boot eingeklappt werden kann. D.h. - der gesamte Antrieb würde im Heckbereich des Bootes quer über dem Faltboot liegen.  Ermöglicht würde das aber nur, mit einem massiven waagerecht zur Ebene des Hauptträgers um ca. 45 Grd. verdrehtem Scharnier, weil der Antrieb gleichzeitig über die Bootsmitte und gleichzeitig nach Oben geschwenkt werden muss, damit die Propellerwelle das Heck nicht berührt. Als Modellversuch funktioniert das auch ganz gut, allerdings nimmt das Gewicht durch das massive Schaniergelenk zu. Nur durch das 45° verdrehte Gelenk, würde außerdem die Schubkraft des Motors so aufgenommen, dass das Gelenkt seine maximale Stabilität erreicht. Ob die aufwendige Klappfunktion jetzt wirklich Sinnvoll ist, muss ich mir noch überlegen und werde ich später entscheiden, weil der Bootsantrieb ja auch mit einer Gesamtlänge von 1,5m ca. 35cm auf beiden Seiten des Botes übersteht und somit die Bootsbreite fast verdoppelt. Positiv wäre natürlich, dass der Antrieb beim Paddeln hinter der Sitzlehne verschwunden ist -aber - die Paddel sind ja auch breiter als 1,5m.

Die Motorhalterung mit Kippvorrichtung:
Das Prinzip ist ganz einfach - zwei passgenau aufeinandergeschobene Alu-Rohre bilden den Drehmechanismus.
Das innere Rohr wird mit dem Querträgerrohr (Alu-Vierkant 30x20x2mm) verschweißt. Dann wurde am inneren Rohr weiterhin eine selbst gefertigte gezahnte Scheibe (sieht aus wie ein Kettenritzel) mit Ø 80mm bis zum Vierkant aufgesteckt und mit dem Rohr verschweißt. Diese Zahnscheibe dient dann zur Einstellung des Neigungswinkels des Motors inkl. seiner Antriebswelle. In die Zahnscheibe rastet ein Federgelagerter Keil, der mit dem Bremsgriff an der Pinne über einen Bowdenzug betätigt wird. Der Arretierungskeil hat zwei mit unterschiedlich starken Federn belastete Funktions-Ebenen. die erste Ebene wird durch Zug am Bremshebel bis zum ersten Federanschlag gezogen und ermöglicht das Verdrehen der Motorneigung. Die zweite Ebene wird ausgelöst, in dem man den Bremshebel über den ersten Druckpunkt hinwegzieht und ermöglicht das Ausklinken aus der Arretierung der Zahnscheibe - der Motor kann dann von der inneren Drehhülse seitlich abgenommen werden. Zur Sicherheit befindet sich auf der Außenseite der inneren Welle eine durchgehende 3mm Bohrung, in die ein Feder-Sicherungs-Splint gesteckt wird und das versehentliche herunterrutschen der äußeren Rohrhülse verhindert. Als variable Tiefenbegrenzung der Motorneigung (Endanschlag) wurde eine U-förmige Klaue als Anschlag auf die Zahnscheibe geschraubt. Damit nicht Alu auf Alu läuft, habe ich auf das innere Rohr als Gleitschicht Möbel-Kantenumleimer aufgebügelt. Der verhindert mit etwas Gleitspray, dass die aufeinandergesteckten Aluhülsen durch Schmutz und Wasser ineinander festfressen. Wen das überstehende Rohr bei abgenommenen Motor beim Paddeln optisch stört, der kann natürlich auch den Übergang vom Relingträgervierkant zur Zahnscheibe noch als als Steckverbindung bauen. Somit entfällt die 100mm Arretierungsscheibe - ist aber sicher nicht ganz so Verwindungssteif.
Das äußere Rohr befindet sich befestigt unter der Getriebe-Adapterplatte und wird einfach auf das innere Rohr aufgesteckt. Hierzu muss der Bremshebel voll durchgezogen werden, damit der federgelagerte Keil hinter der Zahscheibe arretiert. Dann wurde auf der Zahscheibenseite ein ca. 350mm langes, Rohr (Ø 22mm) für die Aufnahme des kombinierten Gasdreh- und Bremsgriffes rechtwinklig angeschweißt. Das Rohr dient außerdem als Hebel (Pinne) zum leichteren Absenken und Anheben - also Drehen des Motors mit Propellerwelle.
Die Zahnscheibe habe ich auf eine einfache Art und Weise hergestellt. Auf einer 5mm dicken Aluplatte 100 x 100mm wurde ein Zentrierpunkt gesetzt und ein Lochkreis von Ø 70mm mit dem Zirkel angezeichnet. Auf der Hälfte des Lochkreises wurden dann im Abstand von 15mm Körnungen ringsherum eingeschlagen, die mit einem 5mm Bohrer aufgebohrt wurden. Danach habe ich mit einer 85mm Bimetall-Bohrkrone die Scheibe außen herausgebohrt. Die verbleibenden Stege von den 5mm Bohrungen nach Außen wurden dann mit einer Säge ausgesägt und verfeilt. zum Schluss wurde die Zentrierbohrung mit einem Stufenbohrer auf den Durchmesser des äußeren Rohres aufgebohrt und passend auf das Rohr geschweißt.
Für die Zweite Ebene (Ausklinkvorrichtung) wurde eine Aluscheibe mit 100mm Außendurchmesser und dem Innendurchmesser des Rohres ausgebohrt. Diese runde Scheibe habe ich dann als Anschlag hinter die Zahnscheibe und das Rohr geschweißt. Wenn der Keil bis zum ersten Druckpunkt gezogen wird, befindet er sich immer noch hinter der runden 100mm-Scheibe, die den Anschlag bildet. Erst wenn der Keil weiter in die zweite Ebene gezogen wird, gibt die Anschlagscheibe den Keil frei und man kann das äußere Rohr vom inneren Rohr abziehen. Ich habe dieses alles wegen des Gewichtes (gesamt nur 1,4kg) aus Aluminium gefertigt. Genauso könnte das ganze natütlich auch aus V2A-Stahl gefertigt werden. Aber hierzu fehlen mir dann doch die Maschinen und Gerätschaften.
Adapterplatte für GetriebeNoch kurz zur Getriebe-Adapterplatte (schon teilweise in Propellerwelle GX35 beschrieben):
Die Adapterplatte ist so gearbeitet, dass sie ca. 15mm unter dem aufgeschraubten Getriebeblock übersteht. Hier sind zwei 6mm Bohrungen angebracht, an die ein Haltewinkel-Dreieckblech, das wieder nach Oben zu den beiden kürzeren Getriebeschrauben als Versteifung führt, angeschraubt werden kann. Im Innenwinkel dieses Haltewinkels ist das äußere Lagerrohr für die Neigungsverstellung angeschweißt. Hiermit ist die Vision zum Umrüsten des Bootsmotores zurück in eine Motorsense innerhalb einer 1/2-en Stunde verwirklicht. Es werden nur die 4 Getriebeschrauben (2 kurze, 2 lange) entfernt, das Sensengetriebe angeschraubt und die Kabel und Bowdenzüge wieder montiert - fertig.

Fortsetzung und Bilder folgen!

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