Contergan Sperber
Contergan Sperber - ein S50-Prototyp (Versuchsfahrzeug) von 1975
Die Vor-Geschichte für die Idee:
Vor einigen Wochen kam ein Freund zum Kaffee und erzählte mir, er hat für seinen Sohn einen SIMSON S51 besorgt. Den hatte er von einem anderen Freund von mir aufbauen lassen, klagte aber ständig über irgendwelche Mängel + Probleme und bat mich in verschiedenen Sachen um Rat. Da ich vor ca. 40 Jahren angefangen hatte, mir meine Mopeds selbst zu reparieren, setzte er diesbezüglich sicher auf meine Erfahrungen.
Bei diesem ganzen Hick-Hack, fiel mir dann mein S50 wieder ein, dass ich ab Februar 1975 (passend zu meiner Rahmennummer) als Versuchsfahrzeug von Simson fahren durfte und im November 1975 dann von SIMSON als "S50N" käuflich erwarb. Dieses fuhr ich bis Oktober 1979 mit Auflagen von Simson - ich durfte selbständig nichts verändern und musste nach so-und-so-viel Kilometern zu regelmäßigen Kontrollen nach Suhl ins Werk.
Auf dem Bild rechts sieht man den dann ab Juli 1975 in Serie gebauten S50N (SIMSON Werbeplakat)
Die Geschichte des Contergan Sperber:
Durch die Tätigkeit im Kammerorchester der Musikschule Suhl, war ich mit zwei Jungs befreundet, dessen Vater für die Versuchsabteilung Simson immer ein Moped fuhr. Die zwei Jungs interessierten sich nicht so für Technik aber für mich war es immerwieder ein Highlight, wenn ein neues Versuchsfahrzeug vom Vater bei Ihnen auf dem Hof stand.
Eines Tages bei der Unterhaltung mit dem Vater, fragte er mich, ob ich Interesse daran hätte, als Privatmann ein Moped Versuch zu fahren und dieses wäre nur an bestimmte Kriterien gebunden, die eingehalten werden mussten.
Ich weiß nicht wie er das alles eingefädelt hatte aber so kam ich in den seltenen Genuss ein original Simson-Versuchsfahrzeug zu fahren.
Simson S5-3 Rodeo oder Fake?
Das einzige, was ich zu meinem Fahrzeug nachträglich recherchieren konnte war, dass im Simson-Museum Suhl der dort gezeigte Prototyp "Rodeo" meinem Versuchsfahrzeug optisch ziemlich nahe kam. Das aber mein Moped ein Rodeo-Prototyp ist - nein - hier sprechen einige technische Details entgegen. Da ich das Fahrzeug mit ca. 35.000 km auf dem Tacho erhalten habe und es vorher von einem Simson-Werksfahrer gefahren wurde, nehme ich an, dass das eigentliche Baujahr vieleicht auf 1974 zu datieren ist. Hier widerspricht allerdings die Rahmennummer 410xxxxx dem Herstellungsdatum. Auch der Ansaugkasten - aus Plaste, der allerdings innen Stege, Befestigungspunkte und großen Luftfiltereinsatzt aufweist - deutet auf eine Kurz-Vor-Serienproduktion hin. Denn - bis auf den großen Ansaugkasten, den etwas anders gearbeiteten Obergurt aber mit breiter Sitzbank und die Telegabelholme mit der großen MZ-Lampe, sind die Fahrzeuge sich sehr ähnlich.
Update 2017:
Mittlerweile haben sich einige Fragen zu Herkunft und Typ meines Fahrzeuges beantwortet. Auf Oldtimertreffen und in Gesprächen mit Simsonspezialisten wie Herrn Werner habe ich erfahren, dass mein Contergansperber ein Versuchsfahrzeug für ein sportliches - an Geländemaschinen angelehntes Fahrzeug war. Erinnern konnte man sich vor Allen an die Spatz (GS) -lampe mit Lampenmaske, den Getriebeuntersetzen 4-Gangmotor mit 3-Scheiben-Tellerfederkupplung, die etwas geänderte Telegabel und das Heck mit Nummernschildbefestigung. Auch die Schutzblechbefestigung vorn und hinten wurde mir bestätigt. Der Rahmen war ein Typ-Rahmen aus der laufenden Produktion, genau wie der Ansaugkasten erster Serie, der Tank und etliche andere Einzelteile. Als es dann durch Simson zum Verkauf kam, wurden teilweise neue Serienteile verbaut und manche Sachen halt vom alten Fahrzeug wiederverwendet. So kam es zu einer Mischung aus Funktionsmuster, Versuchsfahrzeug und S50 Original-Serien-Moped.
Techn. Details des originalen Versuchsfahrzeuges:
Als ich das Fahrzeug bekommen habe, sah es aus wie eine abgespeckte Simson GS. Das hochbeinig wirkende Moped erhielt damals aus diesem Grund in der Versuchsabteilung den unschönen Spitznamen "Contergan-Sperber".
Was war augenscheinlich anders, als am späteren Serien-S50:
- sehr hochbeinig wirkender Rahmen
- Hoher, 74cm breiter Lenker ähnlich dem späteren Enduro-Typ, der Brems- und Kupplungsgriff ist aus gebogenen ALU-Blech mit schwarzen Plasthülsen wie Vogelserie
- ca. 3,5cm längere Tele-Gabel als S50 oben mit großen Gabelmuttern, über die auch die Ölbefüllung erfolgt. Die Gabelholme besitzten einen Anschlag in Zugrichtung und sind auch nur über die unteren M6-Muttern zerlegbar.
- Schutzblech vorne wie Rodeo mit angenieteten runden Streben (noch vorhanden) aber mit angenieteten Blechen für die Aufnahmen der Gabelhalterung (Alu-Halbschalen) vom S50
- ca. 38cm (M-M) lange Federbeine hinten von MZ - später merkte ich, dass sie mit der Rändelmutter auch verstellbar sind
- Tank war zuerst ähnlich Rodeo in blau mit großem Tankdeckel mit aufgeklebten Gummi-Knieschutz-Blenden - dann aber blauer S50-Buckeltank - die Gummis waren auch wieder dran
- Schutzblech hinten mit Bügel an der Schwinge direkt über dem Rad befestigt
- Sozius-Fußrasten zuerst direkt an der Schwinge, nach mehrmaligem Bruch dann an verstärkten Obergurtstreben befestigt.
- zuerst Seitendeckel für den Herzkasten nicht so rund gehalten sondern mit leicht umlaufender Kante ohne Prägerosette, dann normale wie bei S50 mit Rosettenprägung
- Farbe - Tank, Seitenbleche für Luftfilterkasten blau, Schutzblech hinten + vorne weiß (wie Sperber-Tank), der Rest Schwarz.
- Lampe vorne 110mm Durchmesser - wie Spatz aber mit 2x25W Bilux-Lampe, Lichtschalter und Kurzschluss-Schalter bestückt.
- Lampenmaske mit Startnummernschild für Scheinwerfer 110mm aus Plaste (nicht auf dem Bild)
- Lampe hinten Rund 100mm mit Kennzeichenbeleuchtung (MZ) an Halteblech mit Kennzeichenhalter
-
Motor:
Viergang (M54) mit Leerlaufkontroll-Leuchte, zuerst ca. 63ccm, später dann ca. 50ccm,
Sperber Kupplungs-Gehäusedeckel mit Simson-Schriftzug,
Sperber-Lima-Gehäusedeckel,
3-Scheiben-Kupplung mit 1,8mm Tellerfeder (nicht wie Später mit vier Spiralfedern),
Abtriebsritzel 14 Zähne,
Unterbrecherzündung - später dann Elektronik,
Zylinderkopf mit Elypsenförmigen-Fächerkühlrippen,
Kurbelwelle mit Vogelzungen- (Schwert) Pleuel (Pleuelauge 14,5mm breit)- Kurbelscheiben voll gekapselt Hubzapfen geführt. - Auspuffe gab es während der Zeit viele wechselnde Versuchs-Varianten, zum Schluss wurde auf meinen Wunsch der Auspuff sogar 30° angewinkelt, weil ständig der Endschalldämpfer bei Bodenberührung abgefallen ist. Die Auspuffaufhängung war (auch noch heute) an der rechten Fußrastenstrebe mittels Gummi realisiert.
- Kettenkasten aus Alu (ich glaube das hatten mehrere Versuchsfahrzeuge???), Sperber Kettenschläuche
Als ich den S 50 (Das "S" stand übrigens für "Sport") käuflich erwerben musste, wurden dann blaue Seitendeckel mit Wirbellogo neu montiert und in die Papiere als S 50 N (ohne Blinker) Farbe Blau eingetragen. Der alte blaue Tank mit den Gummiblenden wurde original belassen - ein Jahr später aber dann von mir Silber umlackiert (ohne Eintragung).
Sehr nervig war zur damaligen Zeit, dass die Polizei dieses komische Fahrzeug immer bemängelte, weil es ja nicht wie ein S50 aussah. Der Verweiß zur Versuchsabteilung Simson behob dann aber meist die offenen Fragen der Polizei-Beamten.
Erster größerer Umbau:
Da ich das Fahrzeug sehr viel nutzte und im Winter immer einen Totalcheck mit Motor und verrosteten Teilen absolvierte, war 1985 dann augenscheinlich die Fussrasten-und Motor-Aufnahme am Rahmen weggebrochen. Weil ich nicht sicher war, ob der Rahmen die gleichen Maße wie ein S50 hat, gab ich diesen meinem Vater - der auch als Werkzeugmacher für den Versuch baute - den Rahmen zum Schweißen mit. Der kam aber dann nicht mit dem reparierten Rahmen, sondern mit `nem neuen Teil in der Hand nach Hause und verlangte 30 Mark für das Teil. Der neue Rahmen hatte nun eine neue Nummer und unten das Halteauge für die Endurostreben, die im gleichen Atemzug dann auch mit nachgerüstet wurden.
Die Schutzbleche vorn und hinten wurden neu gekauft und gegen die alten ausgetauscht. Die Montage erfolgte nun wie bei einem Serien-S50.
Auch der Motor machte langsam Geräusche und eine neue Lagerung + Zylinder + Kurbelwelle standen an. Da mein Vater einen 4-Gang Ersatzmotor mal für uns zusammengebaut hatte (ja - so machte man das zu DDR-Zeiten), borgte er mir diesen, bis ich etwas passendes gefunden habe und ich fuhr diesen dann so ca. 1000km
Und wieder sprang der Vater meiner Orchesterkollegen ein und brachte mir einen Motor mit einem Augenzwinkern vorbei. "Der hat `n bisschen mehr Bums" - meinte er - dass es ein 70-er aus der Versuchsabteilung war, erfuhr ich erst viel später. Den fuhr ich dann auch so ca. 1000km - brachiale Leistung.
Zweiter Umbau:
1996 war dann mein Sohn soweit und benötigte ein Fahrzeug für die Berufsausbildung. Mir war ja mittlerweile bewusst, dass es sich bei meinem Austauschmotor um einen 70ccm Motor handelte. Um das Fahrzeug Versicherungstechnisch abzusichern, musste wieder ein 50-er Motor her. Meinen Viergang mit den mitlerweile 42-er Kolben konnte ich auch nicht verwenden - der hatte auch schon fast 60ccm. So besorgte sich mein Sohn einen normalen S50-Dreigangmotor, den ich zurechtmachte und er fuhr das Fahrzeug auch fast 3 Jahre ohne Probleme. Nur als wir mal im Urlaub waren, fasste er die Gelegenheit beim Schopf, und dekorierte mit Sprühfarbe das ganze schöne silbergraue Fahrzeug in Metallic-Blau um - von mir hätte er die Erlaubnis dazu sicher nicht bekommen.
Neue Restauration - Rückbau auf Versuchsfahrzeug "Contergan-Sperber":
Als Erstes recherchierte ich erst einmal was noch vom Original Versuchsfahrzeug vorhanden war, um eventuell den Erst-Zustand wieder herstellen zu können. Dies erwies sich als äußerst schwierig, da mein Vater alle Simsonteile verstreut in verschiedene Kisten verpackt und aus dem Lager im Keller verbannt hat.
Am Fahrzeug noch montierte, vorhandene Originale:
- Das S50 Lackset - sprich der Tank (ohne Rost) und die Seitenbleche
- Die origanle Telegabel mit GS- (Spatz-) Scheinwerfer und Lampenmaske + hoher Lenker
- Der Rahmen mit Motorlager, Schwinge und Fußrastenstreben
- Die Räder mit Felgen, Bremsanlage und Reifen (vorn 16" x 2,75 / hinten 16 x 3,00)
- Der originale gekröpfte Auspuff
Teile die ich dann noch in Kisten gefunden habe:
- Brems- und Kupplungsarmaturen mit ALU-Hebeln, schwarzen Hüllen und GS-Waffelgriffen original - ps. - die hellen Stellen auf dem Bild ist Talkum und die Griffe haben keinen CROSS-Schriftzug aus CSSR
- Den linken runden Sperber-Kupplungsdeckel mit SIMSON-Schriftzug
- Den rechten runden Lichtmaschinendeckel & defektem Kettenschlauch-Aufnahme-Kasten
- Den hinteren Kettenkasten aus ALU ohne Innenring aber mit Mitnehmer + Zahnkranz - der sieht nicht mehr so gut aus
- Das originale vordere Rodeo-Schutzblech mit angenieteten Streben.
- Den originalen Fuß-Schalthebel vom Sperber mit braunen Gummi
- Einen gebogenen Kickstarterhebel, aber mit Klappvorrichtung ähnlich wie GS 75 ??? mit braunen Gummi
- Die verschiedenen Endschalldämpfer vom Versuch mit einem, zwei oder drei Innenrohren
- Das MZ-Rücklicht mit Nummernschilbeleuchtung und dessen Lampenhalter
- Teile von den originalen hinteren Stoßdämpfern mit Verstellringen
- Einen kleinen schwarzen, kurzen, runden Spiegel mit Ø 90mm
- Die originale Ballhupe von der GS - leider defekt - muß restauriert werden
- Zwei neue orig. lange Gummifaltenbälge für die Telegabel.
- Die originalen hinteren Dämfer für 390mm Gesamt-Länge
- Den Ersten M54 (viergang-) Motor mit 3-Scheiben Ölbadkupplung und GS-Kurbelwelle
- Den Zweiten M54 (viergang-) Ersatz-Motor komplett mit Zylinder, GS-Kurbelwelle, Vergaser, Lichmaschine und 4-Scheiben Stahllamellen-Kupplung
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Bei der Demontage des 1996 für meinen Sohn zurechtgemachten 50ccm-Motors stellte ich fest, dass ich damals die originale Elektronik-Lima und den originalen Zylinder mit Vergaser vom Ersten Motor verwendet hatte.
Die Details zu den M54-Motoren könnt Ihr unter der Rubrik [S50 M54 4-Gang-Motoren] nachlesen.
Was fehlt an Originalteilen:
- Für das hintere Schutzblech eine Strebe war ab
- Das Unterteil der Sperber-Lima-Abdeckung mit der Kettenschlauchbefestigung wurde neu bestellt, da es gebrochen ist.
- Ein Ball und die Befestigung für die GS-Ballhupe weil das Fahrzeug ja keine Batterie besitzt
Was muss restauriert werden:
Das gesamte Fahrzeug wird nun in seine Einzelteile zerlegt und geprüft, was gemacht werden muss.
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Nur der erste M54-Motor wird in einer Fachwerkstatt neu gelagert und abgedichtet, weil mir die Zeit und der Platz dazu fehlt.
Der zweite (Ersatz-) Motor muss mit Kupplung, Kupplungsdeckel und Unterbrecheranlage komplettiert werden. -
Alle Teile, die mein Sohn nachträglich Metallic-blau lackiert hat, werden vom Lack befreit und teilweise sandgestrahlt.
Dazu gehören der Tank, die Seitenbleche, die Lampenmaske, die Telegabel, die Bremsschilder, die Schutzbleche und einige Kleinteile.
Das Lackset (der Tank + die Seitenbleche) müssen nach einem Wutanfall meines Sohnes vorher noch ausgebeult werden. Die Seitendeckel sind eingetreten und der Tankstutzen wurde scheinbar mit der Faust nach Innen gedrückt - ist ein komplizierter Fall - aber realisierbar. Danach wird alles vorerst neu grau grundiert. - Der Auspuff wird ausgebrannt und die vorhandenen Dellen werden vorsichtig ausgebeult.
- Alle verchromten guten Teile werden aufpoliert und teilweise mit transparentem Metallschutzlack versehen + eingebrannt.
- Die Teile, bei denen der Chrom teilweise ab ist und die nicht wiederbeschaffbar sind, werden neu verchromt (z.B. Kickstarterhebel, Telegabelmuttern).
- Alle Alu-Teile, die im Originalzustand blank waren, werden wieder aufpoliert.
- Die Fahrgestellteile waren alle Schwarz und werden gereinigt und wenn nötig neu grundiert und lackiert.
- Die Silentbuchsen für Schwinge und Motorlager werden erneuert.
- Die Räder werden neu eingespeicht weil die Speichen teilweise verrostet sind. Warscheinlich verwende ich diesmal aber Edelstahlspeichen - ich hoffe das dies kein Stilbruch ist. Die Naben und die Felgen werden aufpoliert und mit neuen Rad-Lagern + Dichtungen versehen.
- Die Telegabel wird auseinandergenommen und bekommt neue Simmerringe und wird neu befüllt.
- Die Verkabellung muss teilweise erneuert werden und bekommt neue Isolierhüllen.
- Der Vergaser muss komplett gereinigt werden, scheinbar hat mein Sohn Rizinusöl gefahren und hierdurch hat sich ein gummiartiger Keim überall angesetzt.
- Die Sitzbank hat im Bezug Risse und muss neu bezogen werden.
- Die hintere Schutzblechstrebe ist nicht mehr zu beschaffen und muss Stahl-Rohr neu hergestellt werden.
- Der Scheinwerfer-Spiegeleinsatz der Spatzlampe ist nicht mehr so gut und hierfür muss entweder Ersatz her oder er muss neu bedampft werden.
Bei der Restauration verzichte ich ganz bewußt auf Kugelpolitur und Glasperlen-Strahlen der Aluteile. Das Fahrzeug soll optisch so nah wie möglich wieder an das Original kommen. Alle Lackteile werden in Seidenmatt-Glanz ausgeführt, weil - zu DDR-Zeiten wurde Alkytharz-Abtropf-Lack verwendet und eingebrannt, der hat nie geglänzt und hierdurch wird die Optik der Farbe auch realistischer widergegeben. Ob ich für Tank und Seitenbleche Silber oder Blau verwende ist noch nicht geklärt. Ich tendiere jedoch zum Blau - Problem - es war kein typisches "S50N-Olympia-Blau" sonder etwas dunkler, vielleicht ein Schwalbe-Blau. Hier muss ich erst noch beim Lackierer recherchieren, welch Farbe passt. Im Tankstutzen ist noch die originale Farbe zu sehen, die habe ich bewusst als Vergleich dort belassen und nicht entfernt. Einzig der ursprüngliche große 63ccm-Zylinder mit Fächerkopf kann nicht mehr realisiert werden - den hatte die Versuchsabteilung beim Verkauf schon durch einen S50-Zylinder mit 45-er Kolben ersetzt.
Wie man sieht, geht es auf einen kompletten Neuaufbau hinaus - mal sehen ob der Winter dafür reicht. Einige Probleme kommen aber doch noch auf mich zu und ich werde wohl den TÜV zu verschiedenen Eintragungen bemühen müssen, damit die Betriebserlaubnis nicht erlischt -Sicher ist Sicher. Dazu gehören u.A. das 16" x 3,0-er Hinterrad, die Telegabel und die langen (38mm M-M-Loch) hinteren Federbeine.
Tip:
Wenn man im Internet nach Simson Prototyp sucht, springt einem sofort das Bild eines S50 mit rotem Tank, weißen Seitendeckeln und rotem Motorblock ins Auge. Vorsicht!!! - dieses ist kein Prototyp - bitte nicht nach dieser Bildvorlage nachbauen - die Unterschiede sind gravierend. Sicher wurde in dieses Fahrzeug viel Elan und Mühe investiert, um ein Fahrzeug ähnlich dem Contergansperber zu kreieren. Aber dem Erbauer sind hier Fehler unterlaufen, die man nur weiß, wenn man mit Simson in dieser Zeit aufgewachsen ist oder er hätte mal im Fahrzeugmuseum Suhl genauer recherchieren müssen.
Der Einbau von Edelparts wie MZ-Griffkombinationen auf MZ-Lenker, MZ-Federbeine hinten, nachgepolsterte Sitzbank, spitze Auspufftüte, billige Lampenhalter für den Frontscheinwerfer aus einem "Wessi"-Zubehörshop und andere Details passen garnicht zum Baujahr (1974) des Typenschildes und sind teilweise sogar TÜV-Eintragepflichtig - da hilft auch das schöne typische vordere Strebenschutzblech nichts. Auch der Naben-Tacho-Antrieb war früher nur bei den GS- und SR1/SR2-Modellen verbaut und der Tacho bei der GS direkt mit kurzer Welle am Talegabel-Gleitror befestigt, weil zu DDR-Zeiten die Geländsportmodelle alle eine Straßenzulassung basaßen und ein Tacho hierfür vorgeschrieben war.
Um ein Prototyp-Replikat nachzubauen ist ein enormer Aufwand + finanzielle Mittel und vor Allem - Hintergrundwissen notwendig - Freunde und Besitzer von einem Simson-GS-75/50-Modell können euch das bestätigen. Ich persönlich traue mir nicht zu, die Originalteile wie Tank mit großem Stutzen, Seitenbleche ohne Sicken, die breite Sitzbank mit gesteppten Bezug oder gar den Fächerzylinder zu reproduzieren. Aber - ich versuche beim Rückbau auf das Versuchsmodell so nah wie möglich am Original von 1974/75 zu bleiben.
Fortsetzung folgt in den Unter-Rubriken!