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Simson Versuchsfahrzeug Fertigmontage

So - nun ist es nach über vier Jahren endlich soweit und die Restauration des S50 ist fertig gestellt.

  1. Hauptprobleme machten vor allem die Ersatzteilbeschaffung für den seltenen 4-gang M54 Motor.
    Da das Getriebe kein Standard war, konnte erst nach einem 3/4 Jahr das passende lang abgestufte Zahnrad 4.-Gang mit 24 Zähnen (bis Baujahr 1967) beschafft werden und die Motorrevision dauerte hierdurch doch schon recht lange. Das Getriebe hat folgende Übersetzung:
    Primärantrieb feinverzahnt 22/72 (3,27) | 1 Gang 11/44 (4,00) | 2 Gang 12/29 (2,42) | 3 Gang 15/26 (1,73) | 4 Gang 24/31 (1,29)

    Hier eine kleine Berechnung für die Zahnradübersetzung:
    Bitte nur Zahlen in zwei Feldern eingeben und das freie Feld anklicken!
    z1 Zähnezahl des treibenden Rades
    z2 Zähnezahl des getriebenen Rades
    i Übersetzungsverhältnis

     
  2. Gab es wie schon beschrieben für dieses Fahrzeug keinen original Schaltplan. Hier musste ich improvisieren. Mein DEKRA-Spezialist forderte außerdem von mir, eine elektrische Hupe nachzurüsten. Die war zwar unter dem Scheinwerfer verbaut aber nie angeschlossen. Weil ich aber auch das Originale Batteriepack mit 4 Stk. R20 Akkus (aufladbar) verwenden und die Leerlaufanzeige nutzen wollte, war ein Kabelbaum alias Eigenbau unumgänglich. die 1977 nachgerüstete 6V Elektronikzündung sollte ja auch weiterhin für die Stromversorgung dienen.
     
  3. War das blaue Lackset (Tank + Seitenbleche) relativ schnell vom Lackierer erledigt, musste ich doch dann noch ca. 1/2 Jahr auf meine Schutzbleche und die Lampe warten, da mein Spezialist erkrankt war.
     
  4. Nach der Montage kam die erste Probefahrt. Hier stellte ich fest, dass die Gleitrohre für die Telegabel doch schon sehr viel Spiel hatten. Nur gut dass ich noch eine ungenutzte Gabel stehen hatte, und ich konnte von dieser die unteren Gabelführungen für die Erneuerung verwenden.
     
  5. Auch stellte ich fest, dass die 3-Scheiben-Tellerfederkupplung zum Rutschen neigte. Hierfür hatte Heiko ja 3 Standard-Reibscheiben (3mm) und 2 Stahllamellen mit dem Maß von 2,0m Dicke (Kuplungspaket 13mm) verbaut - und eine weitere normale Stahllamelle passte nicht unter die Andruckplatte. Die Tellerfeder ist eine Spezialanfertigung von Simson und konnte nicht gegen eine stärkere vom M541 ausgetauscht werden. Weil die Andruckplatte nach der Testfahrt Schleifspuren von den Reibscheiben aufwieß (nicht gehärtet), musste hier noch zusätzlich eine Stahllamelle montiert werden. Um den Andruck und die Reibung zu erhöhen, tauschte ich die original Standardscheiben gegen neue originale Reibscheiben aus Kork-Stahl (3,5mm) und 3 x  Stahllamellen mit dem Maß von 0,8mm Dicke aus (Kupplungspaket 13.9mm) - der Ausrück-Hub belief sich nun nur noch auf ca. 2,2mm. Zwar hätte ich auch 3 x 1,5-er Stahlscheiben (Kupplungspaket 13.5mm) verwenden können, hatte aber ein schlechtes Gefühl mit den harten Reibscheiben. Der Unterschied war brachial und bissig. Jetzt konnte die die volle Leistung auf das Abtriebsritzel gebracht werden ohne dass ein Schleifen der Kupplung zustande kam. Allerdings ein "Kupplung schleifenlassen" beim Anfahren ist bei diesem kurzen Hub fast nicht möglich aber m.E. auch nicht nötig. Nur wer die Karre mal eben schnell wegfahren will hat `n Problem - er wird sich wohl sofort nach Hinten überschlagen ;-)))
     
  6. Abschließend konnte ich dann doch noch kurz bei sonnigen Herbstwetter einige kleine Probefahrten machen. Zuerst ist mir aufgefallen, wie der Motor klingt. Nach über 40 Jahren konnte ich nun endlich das Singende Geräusch des M54 "wiedererkennen". Ich hatte schon lange diesen speziellen Ton des Getriebes vergessen und mir wurde klar - genau - das war mal so und nicht anders. Der Motor lief wie ein leises Bienchen mit tieftonigem Ansauggeräusch aber mit sehr guter Kraftentfaltung - schon beim geringen Gasgeben. In den 80-gern hatte ich ja den 70-er M741 gefahren, der hatte allerdings m.E. gefühlt noch mehr Biss. Nun muss das Teil nur noch eingefahren werden - mal sehen - eigentlich sollte er, wenn sich die neuen Zahnräder eingelaufen haben, noch leiser werden. Natürlich ist dieser Motor leistungsmäßig nicht mit den heutigen 4- bzw. 6-Kanalzylindern zu vergleichen aber in Punkto Haltbarkeit denke ich, ist der Standardmotor, nun mit der neu hochwertig gelagerten GS-Kurbelwelle, modernen guten Kugellagern und besseren Simmeringen als zu DDR-Zeiten, echt im Vorteil. Laufleistungen wie zu Versuchszeiten von bis zu 40.000 km werde ich wohl nicht mehr schaffen - schon alleine aus Zeitmangel.
    Auch habe ich es echt genossen, auf dem doch recht hochbeinigen Gefährt in schöner entspannter Haltung ein paar Runden zu drehen - ich fühlte mich sofort wieder wohl. Ich hatte ja die letzte Zeit nur ein paar mal von einem Freund ein S51 Enduro gefahren, bei dem die Sitzpossition so - na ja - geht schon - bequem war. Man glaubt ja nicht, wie man sich - auch wenn es schon lange her ist - an die Sitzposition nach rund 130.000KM auf einem Fahrzeug gewöhnt hatte.
    Auf jeden Fall werde ich wenn es die Zeit erlaubt versuchen, ab und zu bei den angesagten Simsontreffen in Südthüringen aufzukreuzen - schon alleine weil ich die letzten Male nur als Zuschauer vor Ort war und das nervt, wenn alle Anderen fahren können und man darf nur zusehen.
     

Was ist heute nicht mehr original nach 1975:

  • 1975 umrüsten der original Lenkergriffe gegen Simson Cross-Griffe (nicht ČSSR)
  • 1977 (laut Stempel) von Simson nachgerüstete 6V Elektronikzündung (braune Schwungmasse)
  • 1977 für die Spatzlampe neuer Spiegel-Einsatz mit Aufnahme für eine 25W Glühbirne (GS-Zubehör)
  • ca. 1980 neue Faltenbälge für die Telegabel aus dem Zubehör - sind heute noch ohne Risse.
  • Über den gesamten Zeitraum hinweg mehrfacher Wechsel von: Tachowellen, Mitnehmergummis, Simmeringe, Motor- und Radlager,  Bereifung.
  • 1984 neue Lampenmaske mit Startnummernschild für die Spatzlampe Ø 100mm
  • 1985 neuer Endurorahmen mit Unterzug-Streben, weil der originale so verrostet war, das er sich nicht mehr schweißen ließ. Ich hatte den alten Rahmen meinem Vater zur Reparatur mit ins Werk gegeben - wiederbekommen habe ich diesen nicht - er drückte mir einen neuen Endurorahmen mit Rechnung in die Hand. Hierbei ist auch die originale Rahmenplakette mit abhanden gekommen - sicher in den Schrott gewandert.
  • Im gleichem Atemzug beim Neuaufbau montierte ich eine neue komfortablere Endurositzbank (mit Keil im Soziusbereich), weil mein Sitzbankblech nach 10 Jahren komplett mit Schweißnähten und Rissen nicht mehr zu gebrauchen war.
  • ab 2016 (Neuaufbau)
    - nachgerüstete Leerlaufkontroll-Leuchte in der Spatzlampe
    - Anschluss der Hupe mit erforderlichen Kabelbaum
    - Austausch der glatten ALU-Gleitrohre gegen gehämmerte Version von 1975
    - neue Reifen - vorne 2.75 x 16 Pneumant - hinten 3.00 x 16 K31 Heidenau
    - neue doppelt gekreuzte Speichen aus Edelstahl - kein Rost
    - Austausch der 2 Hydraulikelemente für die Federbeine Hinten von orig. 39mm (Auge/Auge) auf 38mm
    - neue innere Stützhülsen (Plast) für die hinteren Federbeine als Schutz vor Dreck und Wasser
    - neuer Mitnehmer mit Ritzel hinten (verstärkte Ausführung MZA)
    - neuer grüner Gummiball für die Ballhupe
  • Restauration unter Verwendung der Originalteile:
    (Verwendete Lacke sind nach orig. Farbtabelle vom Lackierer für das Simson Fahrzeugmuseum Suhl)
    - Neulackierung von Tank, 2 Seitenbleche in Atlantikblau
    - Neulackierung Schutzbleche vorn/hinten in Alabasterweiß
    - Neulackierung Spatzlampe in Tundragrau
    - Neulackierung einiger schwarzen Teile wie Bremshebel,  Motorlager, Rücklichtgehäuse, Sitzbankblech
    - Neuverzinkung von Luftfilterblech, Tachohalterung, Auspuffhalter, Spangen + Halterung Spatzlampe
    - teilweise neue Schrauben ESKA eloxiert (vorher Grauverzinkt)
    - Neuverchromen des Lenkers, der 2 Federn & oberen Stützhülsen hintere Federbeine
    - Neubezug der Sitzbank mit orig. DDR Endurobezug (Grobgenarbt) und DDR Schonbezug in Rautenoptik
     

Alles im Allen finde ich den Rückbau in den Originalzustand für gelungen. Das Fahrzeug ist zu gut 90% dem Kaufzustand 1975 wiederhergestellt. Das habe ich vor Allem einem großen Bekanntenkreis zu verdanken, der sich aus der Suche von Ersatzteilen ergeben hat und mir bei der Beschaffung der Fehlteile mit großem Arangement behilflich war.
So gilt mein besonderer Dank:
Heiko - der meinen Motor top revidiert hat, Olaf - der die GS-Kurbelwelle spitzenmäßig regeneriert hat, Marko - der den Kolben genau an das GS-Pleuel angepasst hat, Christian - der die Originallackierung nach den Simsonfarbtabellen wieder hergestellt hat und Vinzenz - der alle Galvanikarbeiten in 1A-Qualität ausgeführt hat.
Ohne diese (mittlerweile) Freunde wäre es nicht möglich gewesen, dieses hochgesteckte Ziel zu erreichen - Danke.
 

Bilder folgen wenn es wieder schönes Wetter ist!!!
 

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